Welche Erfahrungen machen Kinder in den Bereichen Kinderrechte, Partizipation, Inklusion und Persönlichkeitsentfaltung im letzten Kita- und ersten Schuljahr und welche Kompetenzen entwickeln Sie durch demokratiebildende Konzepte? Diese Frage untersuchte die InterVal GmbH im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes e. V. Der Abschlussbericht des Forschungsprojekts „Demokratiebildungsprozesse bei Kindern im Übergang von der Kita zur Grundschule“ wurde kürzlich veröffentlicht.
Auf Grundlage von fotogestützten Rundgängen, (Gruppen-)Interviews sowie einer neu entwickelten Erhebungsmethode durch impulsgebende Buchdialoge wurden in der Studie zehn Kinder im letzten Kita- sowie ersten Grundschuljahr forschend begleitet. Zudem wurden ergänzend Interviews mit pädagogischen Fachkräften in den Kitas, den Grundschulen sowie mit den Eltern der Kinder geführt. Der Beobachtungszeitraum umfasste rund zwei Jahre (2020-2023). Zusätzlich wurden die Einflüsse institutioneller Eigenschaften von Kita und Grundschule und die der pädagogischen Fachkräfte und Eltern bzw. Erziehungsberechtigten in den Blick genommen.
Das Ergebnis: Formelle Beteiligungsformate sind etabliert, aber junge Kinder oft davon ausgeschlossen.
Die qualitative Studie hat gezeigt, dass zwar an allen untersuchten Schulen formelle Beteiligungsformate wie Klassensprecherinnen und Klassensprecher und zum Teil Formate wie Klassenrat oder Essensausschuss etabliert sind, aber in fast allen Fällen waren Kinder der ersten Klassenstufen hiervon ausgeschlossen. Frühe Partizipationserfahrungen in der Kita werden in Schule und Hort zu wenig aufgegriffen und weiterentwickelt. Die Studie kann bestellt oder heruntergeladen werden.
Demokratiebildung im außerunterrichtlichen Ganztag
Eine weitere explorative Studie des Deutschen Kinderhilfswerkes mit dem Titel „Kinderrechtebasierte Demokratiebildung im außerunterrichtlichen Ganztag“ untersuchte zudem die Umsetzung von Kinderrechten, Partizipation, Inklusion und Antidiskriminierung in der Hort- und Ganztagsbetreuung. Die Befragung unter pädagogischen Fachkräften zeigte, dass die entsprechenden rechtlichen und programmatischen Vorgaben in der Praxis bekannt sind und die Fachkräfte der Umsetzung hohe Relevanz für die Kinder und die Gesellschaft beimessen. Gleichzeitig verdeutlicht die Befragung, dass strukturelle Rahmenbedingungen, wie der Fachkräfte- und Zeitmangel, die Umsetzung im pädagogischen Alltag erschweren.
Beide Projekte wurden innerhalb des Kompetenznetzwerks Demokratiebildung im Kindesalter durchgeführt, welches im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ (2020-2024) durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird.
Bundesprogramm "Demokratie leben!" ab 2025
2025 startet das Bundesprogramm "Demokratie leben!" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in die dritte Förderperiode. Das Programm wurde weiterentwickelt und dabei die Ziele und Strukturen neu justiert sowie stärker fokussiert – vor allem mit Blick auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und auf Grundlage der gewonnenen Erfahrungen aus den bisherigen Förderperioden.
Bis 15. Juli 2024 können noch Interessenbekundungen zur Teilnahme im Programmbereich "Innovationsprojekte" eingereicht werden.
„Kinder reden mit“ – Praktische Handlungsempfehlungen für pädagogische Fachkräfte an Grundschulen
Mit der Handreichung „Kinder reden mit“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung erhalten pädagogische Fachkräfte zahlreiche Impulse für die Praxis, wie die Mitbestimmung von Kindern in der Grundschule gestärkt werden kann und Kinder in allen sie betreffenden Themen mitbestimmen können. Sie finden darin u. a. Empfehlungen zu folgenden Themen:
- Mitbestimmung im Unterricht, z. B. bei der Leistungserhebung und -beurteilung oder den Hausaufgaben
- Mitbestimmung im gesamten Schulalltag, z. B. bei Pausenregeln und gemeinsamen Aktivitäten
- Mitbestimmungsgremien an Schule
- Offene Gesprächskultur